Dritter Kinderkuenstler-Campus - Teddybaer Seminar
24.11.2022
Mit unserem dritten Kinderkünstler-Campus wollen wir weiter in der Tradition der Spielzeugherstellung bleiben. Dazu haben wir wieder unsere Modedesignerin Annett Grauel aus der Nähe von Erfurt eingeladen. Zehn Künstlerkinder können unter ihrer Anleitung ihren ganz persönlichen Teddybären herstellen und dabei das traditionelle und das moderne Kunsthandwerk erlernen.
Hallo, ich bin Annett Grauel. Gemeinsam mit Regina und neun Kindern der Akademie haben wir schon im letzten Jahr wunderschöne Künstlerpuppen hergestellt und ich denke, die Begeisterung war groß. Hier findet ihr den Artikel und Fotos dazu.
Wir werden gemeinsam Teddybären anfertigen! Ich werde einen typischen und erprobten Bärenschnitt aufbereiten sowie ein damit gefertigtes Bärenmodell mitbringen. An Beispielen möchte ich die ganz klassische Verarbeitung aus den Anfängen des Bärenmachens, also die traditionelle Herstellung der heutigen modernen gegenüber stellen.
Details findet ihr ganz am Ende des Artikels.
Teddybär Seminar für Kinder – es geht um Wertschätzung
Als Puppen und Bären noch in heimischer Handarbeit, Manufakturen oder Betrieben hergestellt wurden, wussten alle – auch die Kinder – wieviel Arbeit und Herzblut in solch einem Wesen steckte. Kinder hatten eine Puppe und zu jedem Anlass wurde etwas dazu geschenkt: ein neues Kleidchen, Schuhe, Bettzeug, und natürlich ein Puppenbett – Doppelstock – damit auch das Bärchen weich schlafen konnten. Und auch dem Teddybären gefiel ein dicker Winterpulli mit Mütze sehr.
Entsprechend angemessen wurde das Spielzeug bespielt und behandelt. So finden sich bis heute in den Familien alte Puppen und Bären samt Kleidung und Möblierung. Und im besten Falle entwickelte so manches Kind seine handwerklichen Fertigkeiten, indem selbst Kleidung oder Zubehör für Püppchen und Bärchen hergestellt wurde. Und hin und wieder wuchs die Leidenschaft und das Talent zu einem konkreten Berufswunsch, mit Lehrausbildung, Ingenieurstudium und Diplomabschluss.
Das Wissen zum Puppen- und Bärenmachen ist in den meisten Familien verloren gegangen, die Kinder können nicht mehr zuschauen und lernen. Viele Kinderzimmer sind geflutet von billigen und qualitativ minderwertigen Massenprodukten, hergestellt unter teilweise fragwürdigen Bedingungen, ganz zu schweigen von Nachhaltigkeit und Umweltschutz.
Doch die Kinder können über Ihre Zukunft selbst entscheiden.
Ich möchte den Kindern nicht nur die Kunst des Bärenmachens nahe bringen sondern auch den Wert vermitteln, dass sie mit sehr viel Zeit, Geduld, Mühe und Fleiß aus Augen, Fell und Füllwatte ihrem eigenen und ganz persönlichen Bärchen leben schenken können. Das Glücksgefühl und den Stolz, den die Kinder auf diese Weise erfahren, werden sie lange in ihren Herzen tragen.
Vielleicht kann es durch Seminare wie dieses auch gelingen, die Wertschätzung vieler Dinge wieder herzustellen, welche leider in den letzten Jahren verloren gegangen ist. Und auch Eltern, Großeltern, Geschwister und Freunde können so sehen, dass etwas selbst Angefertigtes vielleicht nicht immer perfekt ist, aber voller Liebe und Herzblut steckt und daher besonders wervoll ist.
Und vielleicht ist es Ansporn für Kind und Familie, für eben dieses Bärchen einen kuscheligen Winterpulli mit Mütze oder sogar ein Bettchen herzustellen. Kinder- und Bärenaugen würden strahlen …
Zum Teddybären Seminar sind alle Kinder und Jugendlichen eingeladen, die bereit sind, aufmerksam und mit Fleiß und Geduld eine Woche lang über mehrere Stunden (mit Pausen natürlich) an diesem Projekt zu arbeiten. Es werden weder spezielles Wissen noch Fertigkeiten vorausgesetzt, die sollen erst vermittelt werden. Es können 10 Kinder teilnehmen.
Mitgebracht werden soll ein kleinerer, sauberer Schuhkarton mit Deckel zur Aufbewahrung und Vermeidung von Verwechslungen der Einzelteile während der Herstellung.
Der Plan für diese Woche:
1. Ein fertiges Bärenmodell wird vorgestellt.
2. Materialauswahl, welche Materialien sind geeignt/ungeeignet, welche Kosten müssen kalkuliert werden:
- wir werden geeignetes Bärenfell und Pfotenstoff besprechen (Kunstpelz, Plüsch, Fleece, Velours, Leder)
- die Funktion von Gelenken für Arme und Beine wird erklärt und ausprobiert (Gelenkscheiben aus Pappe mit Metallsplinten, Sicherheitsgelenke aus Kunststoff)
- Varianten für Augen und Nasen werden besprochen (Glas, Kunststoff, gestickt)
- ich werde verschiedene Füllmaterialien vorstellen (Holzwolle, Wolle, Polyfill, Granulat)
3. Vorhandener Schnitt wird von einer Schablone auf Papier übertragen.
- Dabei soll darauf geachtet werden, dass das Papier möglichst Platz sparend, also Resourccen sparend genutzt wird.
- die vollständige Beschriftung des Schnittes wird übertragen, um auch später noch die Zuordnung der Teile zu erkennen
- ein ganz wichtiger Aspekt bei Fellen ist der Fadenlauf, also der Strich, sonst muss das Bärchen immer von unten nach oben gestreichelt werden ….
- der übertragene Schnitt muss ganz sorgfältig ausgeschnitten werden, Markierungen werden mit einer Knipse-Zange (bringe ich mit) in das Papier gestanzt
- jedes Kind sortiert alle Schnittteile in seinen eigenen Karton und beschriftet diesen
4. Zuschnitt:
- jedes Kind wählt ein passendes Fell / Farbe für sein Bärchen sowie Stoff für Pfoten und Ohren (Stücke müssen pro Kind zugeschnitten werden)
- nach einer fertigen Vorlage wird jedes Kind seinen eigenen Schnitt auf den Stoff auflegen (Strich beachten!), mit Stecknadeln feststecken und anzeichnen
- dabei werden wir wieder über den sparsamen Umgang mit Materialien sprechen
- den Kindern zeige ich nun, wie man Fell so zuschneidet, dass der Flor (die Haare) nicht abgeschnitten wird
- hierbei werden auch verschiedene Scheren besprochen
- nach dem Zuschnitt der Teile muss der Arbeitsplatz gereinigt werden – Fell fusselt sehr stark! Hier wirkt ein Staubsauger Wunder…
- jetzt werden wieder alle Teile in den Karton gesichert, der Papierschnitt bleibt aufgesteckt
5. Nähen
- Markierungen für die Augenposition werden vom Schnitt auf den Stoff übertragen
- der Papierschnitt wird Stück für Stück vom Stoff entfernt, damit die Stoffteile aneinander gesteckt werden können
- entsprechend eines vorgegeben Arbeitsablaufes /Nähfolge werden die ersten Stoffteile bereits zusammen genäht
- Zeit, über Nadelstärke und Garnauswahl für die jeweilige Materialstärke zu sprechen
- Kinder, die bereits geübt sind an der Nähmaschine, dürfen nach vorheriger Einrichtung der Nähmaschine und Probenähung ihre Stoffteile auch selbst zusammen nähen
- die fertig zusammen genähten Teile können nun durch die jeweiligen Wendeöffnungen vorsichtig auf Rechts gewendet werden
6. Stopfen, je nach Wunsch fest oder weniger fest
- Arme und Beine werden mit Füllmaterial gestopft,
7. Augen (Sicherheitsaugen), Nase (Sicherheitsnasen)
- Sicherheitsaugen müssen montiert werden, bevor der Körper gefüllt wird
8. Gelenke
- Unabhängig der Art der eingesetzten Gelenke werden diese nun zuerst in Arme und Beine montiert und die Wendeöffnungen mit Handstichen geschlossen
- die Gelenkgegenstücke werden am Körper befestigt, dieser ebenfalls gestopft und die Wendeöffnung geschlossen
9. Augen, Nase und Ohren
- Glasaugen oder gestickte Augen werden am fertig gestellten Kopf angenäht, dabei wird das Gesicht in Form gebracht
- aufgesetzte Bärenohren werden mit Hilfe von Stecknadeln positioniert und mit Handstichen fest genäht
- eine gestickte Nase vollendet das Gesicht
10. Putzen und Kämmen
- Putzen - Entfernen noch vorhandener Fäden oder Fusseln
- tatsächlich wird das fertige Bärchen zum Schuß gekämmt: entlang aller Nähte wird das eingeklemmte Fell mit einem Kamm oder einer Bürste herausgekämmt
11. Namen geben
Höchste Zeit, dem neuen Familienmitglied einen Namen zu geben!
12. FERTIG!
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